Neues gibt es ja manchmal selten weil wir ja eigentlich fast alles bereits erfunden haben. Ich bin mir sicher „Ansitzstöbern“ gibt es als Jagdform schon länger, nur hat man sie zumindest mir noch nicht erzählt.

1.Mai 2015 ~ Aufgang der Jagd, wie man so schön sagt, Der Bock, genauer der Maibock, der Hirsch des kleinen Mannes, ist jetzt frei. Für mich ist es nun das erste Mal, dass ich diesen besonderen Tag als Jagdscheininhaber erleben darf.

04:20Uhr, das Handy vibriert, zwei „Herzen“ schlagen in meiner Brust, das eine will sich definitiv umdrehen und schlummern, das andere – Jagen!
Fünf Jäger verteilen sich wortlos und möglichst lautlos im Revier. Im ersten Licht erreiche ich meine Leiter. Mein Sitzfilz breitete ich aus um meinen Hintern vor dem Seealdergeschmeiß zu trennen. Toll son Filz, leicht, warm und lautlos und zur Not ein klasse Repetierhandtuch. Die Waffe habe ich noch am Auto geladen und gesichert, unterladen natürlich die Leiter hochgekrabbelt und nun versuche ich, einen '98er nahezu lautlos durch zu repetieren. Meine linke Hand liegt auf dem Schloss, die Finger versuchen alles ruhig zu halten und dämpfen das Einschnappen der Patronenhülse in die Kammer und den Patronenauszieher... gefühlt dauert es Minuten, realistisch sicher nur 10 Sekunden, aber jedes „Klick“ ist zuviel.
Nun das Glas hoch und schon mal schauen was sich tut.

Nüscht … ein Eichelhäher propellert vor mir her um sich ein paar Meter weiter auf einem dünnen Ast die … Federn zu schaukeln – habe den Eindruck, der macht das mit Absicht - hat wohl Spaß dran,    also     … am Schaukeln.

Das Licht wird besser - Büchsenlicht erreicht - vergangene Zeit seit dem mein ich mich eingerichtet habe - 8 min. Erster Schuß, rechts oben von mir .... zwei Minuten später zweiter, links - kurz darauf weiter Schüsse. ... "Ostfront" ?  … muss damals so geklungen haben. Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, die Schüsse sind alle viel zu nah, als das es Kollegen gewesen sein können. Waren wohl die Nachbarn - Ob die wissen dass ich hier so herumaltere?

Quatsch natürlich nicht, sagen die anderen … ich schreibe das aber so, damit man versteht, was einen „jungen Jäger“ alles da oben so bewegen kann.... und erzähl mir keiner, Euch ginge es anders!! 

Nach einer guten halben Stunde lege ich den 98er auf dem Futteral vor mir ab ... alles ruhig. Der Eichelhäher wippt 25m rechts neben mir immer noch. Der spinnt!

Eine weitere halbe Stunde später knallt es wieder in meiner Nähe. Ich seh nix. Stecke mir meine elektronische Zigarette ins Gesicht und produziere Dampf. Der minimale Wind zeigt mir langsame Küselbewegungen und dann begreife ich es.

Kein Wunder, dass ich nix sehe, man könnte meinen, ich "stinke" in 360° --- nahzu jeder Busch muss von mir Witterung aufgenommen haben. Jetzt wird mir auch klar, die anderen waren alle früher da und meine Witterung stöberte alles andere um mich herum auf.

Ich bin ein Ansitzstöberer… und der Eichelhäher, der hat's gewußt, der Sack!

In der SMS eines Mitjägers lese ich noch, dass Sauen in meine Richtung unterwegs sind. Zwei Minuten später die nächste und dass sie es nicht mehr sind, sie kommen zurück....

"Sie können mich riechen"... "Sie mögen mich nicht" ..... "Sie wollen nur weg von mir" ...

Jup, Okeee, wenn es denn so ist, dann kann ich auch die Stulle aus dem Rucksack holen und den Sonnenaufgang weiter geniessen. Bin ja jetzt alleine auf der Wiese ....
Die Patronen werden auch nicht mehr so leise herausrepetiert und während die einen „Stimmen“ rumsticheln "Hätt'st auch liegen bleiben können" freuen sich alle anderen das es ein wunderbarer Maimorgen ist. Ich liebe den Frühling !

Am Treffpunk schnabulieren wir noch ein Brötchen während berichtet wird. Eine Sau liegt, zwei weitere müssen noch nachgesucht werden. Maibock gibt’s am Abend aus der Flasche – Prost!