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    Dackel

    Einer für alle Fälle ? Auf dem Weg zum Jagdteckel und was das andere Ende der Leine lernen muss
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    Meine Zeit als Jungjäger - "Viel gelernt Du hast - zeigen Du musst was nun in dir steckt ! "
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    Der Blog zur Jägerprüfung, Vorbereitungskurs 2013/2014
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  • Liebe zum Sumpf

    Liebe zum Sumpf

    Meine ersten Schritte als Jäger im Sumpfrevier
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Sumpf oder Moor bedeutet auch einen gewissen Grad an Feuchtigkeit, und die bringt Lebensformen, welche nach Blut lechtzen. Doch Mücken sind so ziemlich das lächerlichste in den norddeutschen Gefilden. Schon morgens attackieren einen die Bremsen als Luftkampfgeschwader, gemeinsam mit den Guerilla-Bodentruppen, den Zecken, die sich nur mit frischen Duschen an Insektenschutzmitteln ausbremsen lassen. Gnitten oder Gnitzen hingegen stört das wenig. Diese Kleinstblutsauger unter den heimischen Insekten, sind wirklich widerlich. Myriaden an zwei Millimeter großen Minimücken wimmeln um alles lebende Fleisch, Augen, Arme, in und hinter den Ohren, in der Nase und zwischen den Haaren - sie kommen bei Windstille, sie beißen und es gibt außer gnitzendichte Kleidung kein Mittel gegen sie.

 

Man muss den Sumpf lieben und nehmen wie er ist, oder man wird gefressen.

 

Gelerntes anwenden

Ich steige aus dem Auto aus und mache mich bereit für meinen ersten Ansitz mit Waffe. Das vorherige Gewitter sorgte nicht nur für Abkühlung, sondern bot beste Aussichten auf einen erfolgreichen Ansitz. Einen Knopfbock oder einen alten Spießer vielleicht, wenn möglich könnte auch ein Überläuferkeiler gestreckt werden.

Da stehst Du nun am Auto, das erste Mal führst Du eine Waffe. Die Gedanken sind noch nicht bei der Jagd – Sicherheit ist erstmal dran.

Checklistenartig gehe ich wie selbstverständlich alle in der Ausbildung angesprochenen Sicherheitspunkte durch. Ich fühle mich noch ein bisschen unbeholfen. Patronen in die Hemdtasche, oder in die Hosentasche? Trägt man die Waffe nun an einer Schulter oder besser gleich schräg über den Rücken? Banale Fragen vielleicht, aber darüber hatte ich einfach noch nicht nachgedacht.

Als ich den Gewehrriemen über den Kopf streife bleibe ich an meinen Ohrschützern hängen. Vielleicht übe ich das später einfach noch mal...

 

 

Auf der „Straßenleiter“ angekommen höre ich in Gedanken die Worte des Dozenten :

 

“ Richten Sie sich ein, halten Sie alles griffbereit, laden Sie die Waffe und sichern Sie sie.“

 

Laden, kein Problem, beim Schließen des 98er Systems haben es nur die Patronen so eilig, sie wollen schon zu zweit in den Lauf. Waffe gesichert – abstellen. Aber der Boden ist zu rutschig. Ich lege sie dann über eine Ecke auf der Brüstung - ist auch irgendwie sehr viel zugriffsbereiter - dennoch sicher.

 

 

So - glasen wir mal die Umgebung ab. Aus drei Richtungen 0°, 120° und 240° könnte jeweils erhofftes Wild austreten. Äste die in der Schussrichtung sind werden berücksichtig – Vordergelände frei. Kugelfang … passt – keine außergewöhnlichen Bedingungen, denke ich.

Ich setze mich also auf den vermutlich 30 Jahre alten Gartenstuhl. Es ist so einer mit Kunststoffschlauch als Sitz und Rückenlehne und hat vier Beine – kein Drehstuhl. O.k. der Nacken muss arbeiten - ich drehe den Kopf und präge mir die Umgebung ein. Ein weibliches Stück Rehwild betritt in etwa 200 m bei 120° die Bühne. Die Gelegenheit nutze ich für eine Anschlagübung. Ich ergreife meine Waffe und drehe mich passend in die Richtung.

 

„Hmm… 120°, die Waffe im Anschlag – geht so nicht!“  Anschlagübung beendet – stelle fest, ich muss das nach allen drei Seiten erstmal einrichten. Für den Fall der Fälle möchte ich vorbereitet sein und optimiere meine Sitzposition, was sich aber mit diesem Stuhl schwierig gestaltet.

Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist gar nicht so einfach.

 

Während ich mich so durch die Gegend „organisiere“ treten zwei weitere Rehe aus, eines davon geht noch dick das andere wirkt recht schmal. Anschlagübung folgt und es klappt schon besser.

Ein paar Minuten später tummelt sich der mögliche Knopfbock aus der 120° Richtung, erwartet hatte ich ihn bei 240°.

 

 

Ich kann ihn mit dem Fernglas nicht sicher genug ansprechen - er ist einfach ein paar Meter zu weit weg - um sicher zu gegen, dass die Knöpfe zu sehen sind. Ich gehe auch in den Anschlag, dafür baue ich lautlos den Stuhl um und bewegte mich in Zeitlupe – was für ein Umstand. Der Finger bleibt gerade – sicher ist sicher.

 

Allmählich zieht Nebel aus dem Gras und legt die Landschaft in eine wundervolle Stimmung. Nach wenigen Minuten beträgt die Sichtweite nur noch 25 m oder weniger. Am Fuß der Leiter  schleichen sich drei Kraniche vorbei und verschwinden mit sehr bedächtigem Schritt, doch relativ schnell im Nebel – von dieser Szene gefesselt denke ich nicht mal daran das zu filmen, aber allein schon dafür liebe ich den Sumpf und freue mich jetzt schon auf die nächsten Erlebnisse – wen stören da schon ein paar Tausend Gnitzen?

 

 

Als hätte ich das schon mein ganzes Leben gemacht, entlade ich die Waffe vor dem Abbaumen ganz ohne darüber nachzudenken. Dies wird mir zumindest auf den letzten Metern zum Auto bewusst ~ bin zufrieden mit mir.

 

Während ich noch ein Häppchen Stimmung mitnehme,  bin ich dem Abend dankbar, dass ich nicht zum Schuss gekommen bin – ich durfte noch einmal etwas Üben.

 

 

 

 

 
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