Winterzeit ist Drückjagdzeit
Xaver 2013 ~ während andere ihre Treib / Drückjagden aus Sicherheitsgründen abbliesen,
gab es in Norddeutschland ein kleines Dorf nahe am Rande eines Sumpfes das Widerstand leistete.
Es hieß,
"Bei diesem Wetter würde in Sibierien Sonnecreme aufgetragen werden!"
Also ran.
Na, ganz so einfach war es nicht, aber das tut im Moment hier nix zur Sache. Es geht ja um meine Erfahrungen und nicht um die anderer.
Vorweg, ich teile die Meinung, dass es zum Jägerwerden dazu gehört, auch als Treiber an solchen Gesellschaftsjagden teilzunehmen. Das sind alles Erfahrungen, die kann man sich einfach nicht anlesen, die muss man spüren - sich erarbeiten.
So, zurück in den Sumpf.
Xaver, der Sturm, hatte gerade ausgefegt, da begann das Treiben. Gefühlte -2°C, immer noch Wind. Wald - naja, das muss man erstmal gesehen haben. Dieser Wald wird nicht so hoch wie unsere Buchenwälder, Birken und Kiefern , Totholz, Gras, Wasser und Büsche wechseln sich ab. Gräben, und zwischen drin geht mal ein Reh hoch, hier ein Bock und etwas später jagd ein Hase davon... da rummst schon die Flinte und der Hase... war schon länger aus meinen Augen entschwunden.
Soviel mal zum leichten Aufwärmen. Der nächste Busch wird deutlich dichter, nach 30m Grasstumpen, Knie hoch- dazwischen Sumpf - gefühlte 2km weiter - ich kriege meine Beine nicht mehr hoch, also Knie hoch. Gehe wie besoffen, weil meine Gummistiefel sich alles andere als geraden Boden erwa(r)tete. Die jungen Birken waren total klasse... im Gegensatz zu dem kurfristig gefunden Treiberstock, der ebenso kurzfristig im Sumpf stecken blieb, blieben die Bäumchen standhaft und gaben mich wieder frei.
Danach kam eine mannshose Wiese - ideales Versteck für Schweinchen... als ich durch war suchte meine Augen eine Colaoase. So ziemlich jeder Muskel schien einen Schmerz auszulösen. Dann war da noch die Wärme - also in meiner Jacke - auf das Ding - Pullover 1 geöffnet, Thermounterwäsche am Hals geöffnet - und ich stand im Nebel - kein Witz - ich dampfte.
Aus der Flinte gut 50m rechts von mir vielen zwei Schüsse - Sau - nicht getroffen - sie trollt sich lautlos hinter uns lang - kurze Absprache mit den Durchgehschützen - noch mal zurück .... nach 30m fällt mir auf "Hey, was machst Du hier? Eben noch die Killerschmerzen und jetzt nix mehr - du jagst ne Sau!"
Interessant wie einen die Jagd verändern kann - ein Naturinstinkt des Menschen?
Aber die Sau hats geschafft - jedem Tier seine Chance! Auch das ist Jagd.
Zum Vorletzten Treiben ging es dann ins "Eingemachte" ... kurz vor Ende des Treibens wollte ich mich nur noch hinsetzen und auf den Hubschrauber warten, der für Notfälle die Koordinaten kannte... o.k. das konnte ich nun auch nicht machen, also weiter und zack stand ich in den Brombeeren. Ich hatte da noch keine Ahnung wie lächerlich die im Vergleich zur Brombeerhölle von Fischbeck waren.
Respeckt an meine Kleidung, nur ein Dorn stimmunlierte meinen Oberschnenkel.
Das letzte Treiben verlief verhältnismäßig unspektakulär, gut es war dicht und ständig hingen irgendwelche Äste im Gesicht, aber die brachen einfach als ich mir wie eine stürmende Sau vorkam und ein gewissen "Sch... egal-Gefühl" an den Tag legte.
Interessant zwischen durch -
Du glaubst ja nicht wo die Rehe sich einfach wegdrücken 5-10m vor Dir geht so´n Capreolus hoch
Eigentlich wäre mein Einsatz jetzt vorbei gewesen, aber - da war noch die Nachsuche. Ein Weimaraner (klasse Hund!) stellte eine kranke Sau. Aus Sicherheitsgründen hielt ich mich zurück, die Sau grummelte und klapperte mit den Kiefern, den Jäger neben mir lies ich dann vor mir stehen - sicher ist sicher :)) . Der Fangschuß brach und wir zogen dann zu dritt das 50kg Schweinchen raus.
Abends dann Schüsseltreiben mit wunderbaren Geschichten - ich neige dazu nicht alle soo zu verstehen wie sie berichtet wurden :-)
Man erntet auf solchen Veranstaltungen natürlich auch Sprüche, während ich mal wieder versuchte einen meiner Gummistiefel aus dem Sumpf zu ziehen und so vor mich hinfluchte... erschallte:
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So ... und nun zu den Dornen - der Brombeerhölle von Fischbeck
Eigentlich kann ich nur sagen, dass mit Hunden zu Treiben schon ziemlich klasse ist, achtet man auf die Hunde, kann man viel Kraft sparen, die ich allerdings dann auch brauchte um die Brombeeren zu überwinden. Der Sturm Kyryl hat die Flächen geschliffen und niederes Buschwerk und eben Brombeeren bieten nun reichlich Einstand für Wildschweinchen und Rehe.
Wir dadurch. Über den kleinen Berge runter ins Tal rauf auf den großen Berg runter und numdrehen.... Leute, dass war Arbeit ! Aber ... auch wieder ein besonderes Erlebnis. Ich kann hier nicht beschreiben was einem im Kopf dabei durchgeht, wenn man seine Flügelmänner nicht mehr hört, sieht , rundherum 2m höhe Brombeeren nach dem Blut gieren und man just in dem Plaungsmoment den man braucht um einen Weg zu finden, umknickt und erstmal schööön da rumliegt.
Kurz danach fand dann der Dorn einer Wildrose den Weg in meine Oberlippe. Uups.... naja, von Angelhaken her kennt man: "Panik verhindern ~ Ruhe bewahren!"
Dann findet man auch schnell den Weg wie man sie wieder los wird.
Joa und es kommt wie es kommen musste... das Telefon klingelt. Hat man denn nirgends seine Ruhe?
Doch, wenn man das Ding aus macht!
Cooler Tag. Viele Erfahrungen - da kann man was erleben!
Die Brombeerhölle von Fischbeck zeigte mir auch ganz deutlich in welcher Position sich Treiber befinden. Was wichtig ist und warum man um Himmels Willen auch mal rufen sollte. Sicherheit ist auch hier das A & O. Natürlich mit entsprechender Warnkleidung.
Die Organisation war super. Schilder rund ums Jagdgelände, eine vorbildiche Sicherheitseinqweisung. Bläser die sogar zweistimmig perfekt An- und Abbliesen. Eine super Aufbrechstation mit Leuten die jedem interessierrten und Jungjägern das Aufbrechen geduldig erklärten. Respekt - ich muss sagen, mein Bild von Jägern wie ich sie früher (aus Kindheitstagen) kannte verändert sich in ein neues, modernes Bild. Aktive Rücksicht, Vorsicht - keine unüberlegten Handlungen, auch kein Flachmann - fundiertes Wissen und gute Laune.
Da kannst Du noch so erschöpft sein - so macht Jagd Freude!