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 Auch das noch, Jagdhorn blasen lernen

 

So war das damals

Zwei Personen gelten im jagdlichen Brauchtum als besonders wichtig, der Frevert und der Pless.

Walter Frevert  dichtete bekanntermaßen die Verse zu den Signalen, und Fürst Pless trug als Oberstjägermeister der Kaiser Wilhelm I. und Wilhelm II. besonders zur Verbreitung dieses kleineren Horns bei.

Soweit ich mich erinnere, war das kleinere Horn einfach praktischer und nach Abschaffung der Parforce-Jagden brauchte man ein etwas handlicheres „Telefon“ zur Steuerung jagdlicher Kommunikation.

Hier z.B. der Ruf zum Essen & Trinken


Pless und Frevert muss man aber als Jäger nun mal kennen, auch einfach unabhängig ihrer damaligen politischen Gesinnung. Die Zeiten waren eben damals so, und sie sind es heute nicht mehr - gut so . Sei es drum.


Was ich aber nun einmal für wichtig halte, ist eben ein Festhalten an gewissem jagdlichen Brauchtum. Gerade in unserer Zeit, wo verschiedenste Strömungen an allen möglichen Kulturideen herumzergeln und sich jede für die richtige hält, und besonders bei denjenigen, die gar keine Kultur für die richtige erachten, ist man gut beraten wenn man die Achtung vor der Kreatur nicht verliert. Mehr ist es nicht – einfach sich etwas Respekt bewahren.

Nun, nach der bestandenen Jägerprüfung fand ich es irgendwie einfach anständig, es nicht einfach dabei auf sich beruhen zu lassen. Ich wollte das ganze Programm - Jäger sein, so gut es geht.  Also auch ein Fürst Pless Horn muss man blasen können.


In meiner Jugend spielte ich wie viele anderen auch Blockflöte, später auch mal Saxophon, da dann Alt und Bariton … bis ich eine Berufsausbildung begann, die es mir versagte an gewöhnlichen Terminen Zeit zu haben. Oben genannte sind Holzblasinstrumente, und die funktionieren eben in dem man ein Holzblättchen zum Schwingen bringt. Was da nicht schwingt, sind die Lippen.
 

Zur Auflockerung hier das Signal "Bär tot":


Was konnte ich nicht ? Richtig - mit den Lippen summen.
Aber dank einiger geheimer Tipps der Obfrau für jagdliches Brauchtum der Kreisjägerschaft Lippe, war ich nach einigen Wochen Training in der Lage ganz wunderbare Naturgeräusche anderer Körperöffnungen nachahmen zu können.


Heureka, der Grundstein für das Erlernen des Jagdhornblasens wurde gelegt.

Wo lernt man das? Kann man das selbst lernen? Wie lange braucht man dafür, und vor allem : wie überwinde ich den inneren Schweinehund?


Also zunächst ist es wie bei vielen Dingen im Leben, man muss es erst einmal wollen, nicht nur drüber reden. Dann sollte man doch schon einen dieser Kurse besuchen. Da lernt man wesentlich schneller, sowie richtig. Und der Lehrer geht besser auf die Schwierigkeiten ein, als ein Jagdhornschlumpf aus dem Internetvideo dies vermag. Wobei – ich habe einige dieser Videos auch gesehen, und da gibt es schon den einen  oder anderen Youtubefuchs, der erklärt manches schon sehr gut. Ich bin mir aber sicher, wer bis hier hin gelesen hat und am Tuten Interesse hat, der wird die Videos auch finden und sehen.


Besondere Signale die oft zusammen gespielt werden sind auch "Jagd vorbei" und "Halai":


Dennoch: Kurs machen, Spaß haben und sich freuen! Das ist meine Empfehlung.


Kurse bieten die Kreisjägerschaften oft an, oder zumindest gibt es dort Kontakte zu Jagdhornbläsergruppen die einem weiterhelfen. Bei mir war das nicht schwierig, bin eben einfach irgendwo hinterher gelaufen und zack … hatte ich ein geliehenes Horn in der Hand und stand vor Hans – dem Jagdhornblas-Drill-Sergeant des Jagdhornbläserkorps Horn-Bad Meinberg.


Auf ganz wunderbare Art und Weise verstand Hans es mir und meinen Mitstreitern  zu vermitteln wie ich meine Lippen zum Summen bringe, wie ich mehr und mehr Töne lernte und letztlich auch noch halbwegs erkennbare Signale „erquietschen“ konnte.  Das übst du natürlich immer wieder und tatsächlich am besten nicht jeden Tag. Deine Lippen müssen erst diese kleinen Muskeln aufbauen und trainieren, damit sie „buzzen“ können. 

„Buzzen“  kommt aus dem englischem und bedeutet  „Summen“- benannt nach den Käfern „Buzzer“  … na ihr wißt schon was ich meine .

Aber das ist ja nicht alles. Man lernt wohl wie andere Fähigkeiten auch in verschiedenen Stadien.

Die verschiedenen Stadien :

Die Haltung :

Lerne stehen, steh gerade und wenn du mit der linken Hand nicht weißt wohin, stütze sie in die Hüfte. Das hilft nämlich die richtige Haltung anzunehmen und wofür? Für das Atmen!

Die Atmung:

Aus dem Bauch heraus soll es geschehen. Also beim besten Willen - ich vermag es nicht das schriftlich einfach neu zu erklären, lasst es Euch erklären. Aber wenn ihr euch dabei ein kleines bissel blöd vorkommt… dann hab ihr einen wichtigen Schritt zusätzlich gelernt. Blamiere Dich täglich!

Bei dem Signal "Wiesent tot" muss die Atmung aber sitzen!:

 


Blamieren:

Die ersten Töne, und ja ich meine auch die, die noch keine sind, werdet ihr entweder heimlich vor dem Spiegel üben, und ihr werdet sehr schnell aufhören, es ist sogar Euch zu peinlich!!

Wie wunderbar machen es da doch Kinder. Hubertus hatte gestern gar keine Hemmungen mit seinen 5 Jahren 20 Jagdhornbläsern bei wöchentlichen Treffen am Lagerfeuer klar zu machen, was er von den Gesprächen der Grünröcke hält.  Aber wenn wir  Anfänger  vor dem armen Chorleiter stehen und quietschen sollen… möchten wir schon im Boden versinken.  ... und die anderen können das auch noch hören !!! 


An dieser Stelle sei gesagt, haltet einfach durch. Der Korpsleiter konnte es ganz am Anfang auch nicht besser und zusammen werdet ihr über die gemachten Erfahrungen herzlich lachen.

Eines der schwierigeren Signale ist "Fuchs tot", weil man sich schön vertüddern kann:

 

Wußtet Ihr eigentlich, dass man im Wesentlichen 5, selten 6 Naturtöne spielt? Letztens kam bei mir sogar ein 7ter ... natürlich unplanmäßig, quasi völlig überraschend, so ... wie in einer langen Mondnacht wie aus dem Nix nen Keiler da steht...


Es läuft plötzlich:

Potz Blitz – Aufbruch zur Jag geht wie nix… ich kann blasen ! (Letzter Teil dieser Wortgruppe wird allein schon wegen der Doppeldeutigkeit in der restringierten Sprache immer wieder zu großen Augen führen oder zu einem Grinsen.) Und da habt ihr dann einen ersten richtigen Erfolg, denn es ist ein prüfungsrelevantes Signal.  Eines von … ach egal – es macht Spaß. Weitere Signale werden rasch folgen, „Hase tot“ , „Kaninchen tot“ … bis zum Erbrechen und dann weiß man auch, wenn es nach dem Tuten gehen würde, wäre so mancher Tod recht qualvoll.

 

Veränderungen:

Wieder werden evtl. Apps für das Handy gekauft, ein Metronom, eine Jagdsignal-App, man guckt schon mal nach Jagdhörnern, wovon man vielleicht Eines erwerben möchte.
Also natürlich nur, wenn man nicht schon eines vorher besorgt hat.  Das ist auch so eine Sache, aber auch hier vertraut einfach der Korpsleiterin/Korpsleiter … die machen das schon.
Und dann plötzlich beginnt man wieder ein Stück Brauchtum anders zu sehen.
Es ist Herbst und die Treib- und Drückjagden suchen nach Edeltreibern, auch unedlen. … und man hört die Signale “Sammeln der Jäger“ und  „Begrüßung“  recht häufig. Noch Minuten danach säuseln sie im Kopf herum , später dann sicherlich auch „Hahn in Ruh“, das wichtigste Signal – es bedeutet aufhören zu Schießen.  Das könntet ihr auch schon, aber sicher seid ihr Euch nicht, dass es auch verstanden würde. Vielleicht würde es auch als „Du mich auch!“  erkannt werden, und was dann?
 

Jeder will es auf Drückjagden hören, "Sau tot" :

 

Dann steht man aber an der Strecke , die Bläser machen sich fertig, die Signale erkennt ihr alle und innerlich „hupt“ ihr sie schon mit … bis vielleicht zu dem Waschbären… ich erinnere mich welch „jämmerlichen Tod“ einer eher freien Interpretation er gestorben ist.

Das Video dazu hallte noch Monate in unseren Reihen – ich bin ehrlich, ich weiß nicht ob ich es eines Tages besser könnte?
Aber ich bin ja in dem Bläserkorps , da lernen wir alle und üben die Signale. Wann immer ich Mitglieder dieser Truppe an der Strecke sah, sie machten eine gute Figur. Nur Mut, die anderen haben genau so angefangen.

Und dann läuft nix mehr:

Kein Ton kommt mehr richtig, oder es fehlt mal einer, manchmal kommen auch drei gleichzeitig. Natürlich werdet ihr als Erstes versuchen das Mundstück abzuziehen und einen möglichen Kobold aus dem Rohr zu entfernen, vielleicht liegt es auch an der ganzen Sabber ….
Nein, es liegt an Euren Muskeln, die verändern sich gelegentlich. Das muss man leider wie einen Pickel akzeptieren, machste nix.


Mit Macht erschallt die Tröte:

Dann kommt es wieder und lauter und besser als je zuvor.  Es ist Üben … es ist Spaß und manchmal wird es richtig gut.

Dann ist es vielleicht soweit. Euer Bock, vielleicht der erste, liegt dort und ihr könntet ihn schon verblasen, nicht so gut wie die alten Hasen im Korps, aber gut genug um ihm die Ehre zu erweisen.


Was für ein Moment:

Das Verblasen der eigenen Stücke ist für viele ein sehr sentimentaler Moment, gut so. Denn so werden diese Stücke Wild nicht einfach nur ein Braten in der Pfanne, es wird ein Erlebnis, das uns die Bedeutung auch für das Lebewesen besonders gewahr werden lässt.
 

Der Hirsch des kleinen Mannes ist der Bock. Oft ist der erste eines Jägers ein ganz bsonderer, noch bedeutender wird er durch sein Signal:



Ähnliche Momente bekommt man mit, wenn man dann mal so ein Jagdhornbläserkorps mit 25 oder mehr Hörnern erlebt. Was für ein unglaublich toller Klang. Das ist sogar so gut, das sogar Mitglieder dabei sind, die keinen jagdlichen Hintergrund haben. Einfach weil es Spaß macht. Und auch wenn es einen sehr ernsten Hintergrund hat, erinnere ich mich an die wirklich endrucksvollen Hörner in Bielefeld zur Aufklärungsveranstaltung des Landesjagdverbandes über das Jagdgesetz NRW - wenn 1000 Hörner ein demonstarives "Sammeln der Jäger" und " "Begrüßeung" spielen.

 Sa-gen-haft! 


Dann wäre da noch das Üben:

Zu Hause üben: wer ein eigenes Haus, weit ab von Nachbarn, allein bewohnt, hat sicher wenig Freude an seiner Scham … anders die eine Familie haben und / oder in einer Mietwohnung zuhause sind. Da kommt man dann schon mal auf die Idee im Auto zu üben. Manchmal denke ich, der Wagen ist mein Wohnzimmer… sieht auch so aus, höre ich schon Freunde sagen.


Noch ist das wohl nicht verboten, aber ich wittere schon die Politiker, die daraus ein Problem machen und es für den Wahlkampf nutzen werden … Ja, ich übe im Auto ! Aber nur noch mit dem Mundstück!  Die entgegenkommenden Fahrzeugführer hatten doch einen recht irritierenden Gesichtsausdruck … ich erinnere mich gern an die Frau auf der Beifahrerseite im Auto neben mir an der Ampel. Egal an was sie dachte, es sah nicht intelligent aus! 

Hans sagt, nur mit den Lippen zu summen, das übt den Ansatz ungemein.
Also: wenn neben Euch jemand im Auto sitzt und es aussieht als versuche er einen rückwärts küssenden Elch darzustellen, … der tut nix, der will nur "Blasen" üben!

Viel Spaß bei Euren Erkenntnissen



  "Flugwild tot", gespielt als Mitschnitt an einem ganz normalen Tag im Jahre 2015 von der Jagdhorn Bläsergruppe Horn - Bad Meinberg:


An dieser Stelle möchte ich mal Werbung für alle BläserKorps machen. Es war zunächst ja auch nicht so mein Ding – aber da gibt es einfach nette Leute, manchmal entstehen da sogar Freundschaften. Ein toller Zusammenhalt lässt einmal in der Woche die Alltagssorgen vergessen, und man kommt in einen ganz besonderen Genuss. Zum Beispiel die besten Bratwürste der Region ! Ja, das ist wichtig !! 

Kürzlich fragte jemand über den Handy-Chat:

"Das Wetter wird schlecht sein, wollen wir dennoch Grillen?" 

35 Mannen blicken mit Bangen auf das Handy und denken :

<>


Und Hartmut (Le conseil d'administration) schrieb:


"Liebe Anja, es wird immer gegrillt. Bei jedem Wetter."

 

Jetzt, noch Wochen danach, sehe ich das erleichterte Lächeln im Gesicht von Hans-Hans, der an jenem Abend noch rügte , "Ich will so etwas nie, nie wieder lesen müssen! Das hat mir den ganzen Tag versaut!"

Ja, so etwas ist es eben, das die Würze in unserem Leben gibt,  und leider wird oft vergessen wie schön Gemeinschaft sein kann. Ich danke dem Jagdhornbläserkorps Horn-Bad Meinberg, dass es mich aufgenommen hat. Ohne diese wunderbaren Truppe würde mir wirklich etwas fehlen. Darauf ein 3-fach Horrido! 


Mindestens einmal im Jahr treten verschiedene Korps gegeneinander an, um herauszufinden wer die Signale nun am perfektesten zum Besten geben kann. In einem Jahr im Landesvergleich und im nächsten Jahr im Bundesvergleich. Nicht immer scheint alles so zu laufen wie man es sich wünscht, aber im nächsten Jahr bekommt man wieder eine Chance. Hier kann ich noch nicht berichten, aber die Geschichte ist wohl auch schon lang genug. Wenn es denn eines Tages sein soll, dann erzähle ich davon.
 

Zum Abschluss noch den Holsteiner Reitermarsch:

 

 

K