Da sind wir nun Jungjäger, und bei einigen dauerte es auch nicht lange, bis sie ihr erstes Weidmansheil hatten. Das wird natürlich gefeiert, und das ist auch gut so.
Wie feiert man denn aber so etwas? Muss der Bock denn tot getrunken werden? Oder wird noch an der Aufbruchstelle das erste Bild bei Facebook gepostet? Ist es ein Anlass für eine möglichst freudige Party oder bespricht man eher bei einem passenden Getränk am Feuer die Erlebnisse?
Feiern heißt nicht unbedingt eine ausgelassene Siegesparty. Man legt zunächst einmal eine Strecke und diese wird verblasen. So will es das Brauchtum, so wird das schon lange gemacht.
Nun, heute wissen wir, Hygiene wird groß geschrieben und das ist nun mal sehr wichtig. Das Streckelegen sollte - wenn überhaupt möglich - eher kurz sein und am Besten recht sauber geschehen. Diese andächtige Minute sollte noch drin sein, denke ich. Denn wir dürfen nicht vergessen, wir haben da eine Kreatur vom Leben in das Jenseits befördert. Damit sollten wir den Repekt vor ihr bewahren und Ehrfurcht üben. Es ist auch keine Leichenschau, auch wenn es manchmal groß angelegte Jagden gibt, bei dennen dies so anmuten mag. Wir gehen gedanklich noch einmal die Situation durch, erleben es noch einmal, bewerten uns kritisch, denn es dient dazu des Jägers Ehrenschild zu erhalten.
Dett watt?
Das ist des Jägers Ehrenschild,
Daß er beschützt und hegt sein Wild,
Waidmännisch jagt, wie sich’s gehört,
Den Schöpfer im Geschöpfe ehrt!
Das Kriegsgeschoß der Haß regiert, -
Die Lieb’ zum Wild den Stutzen führt:
Drum denk’ bei Deinem täglich Brot
Ob auch Dein Wild nicht leidet Noth?
Behüt’s vor Mensch und Thier zumal!
Verkürze ihm die Todesqual!
Sei außen rauh, doch innen mild, -
Dann bleibet blank Dein Ehrenschild!
(v. Riesenthal)
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Zunehmend fallen mir Bilder bei Facebook auf, bei denen nur noch die Häupter, sofern sie Trophäenträger sind, gezeigt werden. Im Prinzip wäre das eine bessere Streckenlegung als die ganzen Körper am Boden liegen zu lassen. Aber ist das eine präsentable Form, solche Bilder in der Öffentlichkeit zu zeigen?
Wir Jäger sind da sicher etwas abgehärtet (Sei außen rauh) . Wir kennen Innereien, Schweiß (Blut), Tierkrankheiten und Parasiten, Fallwild, Kadaver von gewilderten Stücken und ganz simple Knochen. Wir beschäftigen uns mit Tatsachen wie dem Tod und der manchmal auch grausamen Natur.
Alles Dinge, die einem Nicht-Jäger oft weder bekannt sind noch als angenehme Vorstellung dienen. Facebook, auch als geschlossene Gruppe, ist aber sehr öffentlich und wir attackieren nicht nur die Vorstellungkraft des Betrachters, sondern liefern ihm manchmal Bilder, die ihn an ein Gemetzel erinnern. Es wird darüber gesprochen wie „geil“ die Jagd war und welch „wahnsinnige“ Strecke man gelegt hat. Das alles begleitet von sicher gern mal leicht übertrieben Abenteuerberichten, deren weidgerechte Auslegung zweifelhaft erscheint.
Ich kann aber die Freude über ein gut erlegtes Stück durchaus verstehen, und auch ich kenne Luftsprünge, aber ich frage mich auch, wie muss ich denn dabei auf Andere wirken?
Auf der einen Seite will ich, dass der Jägerschaft kein Schaden entsteht, so wie es uns die Weidgerechtigkeit vorschreibt. Auf der anderen Seite möchte ich als Jäger respektiert werden und mir auch den Respekt verdienen. ( bleibet blank Dein Ehrenschild)
Da werden Bilder von erlegtem Dachs mit zerschossenem Gebrech gezeigt, Böcke mit extremem Tiefblatttreffer, Füchse mit heraushängender Leber. Selten, und das muss ich auch sagen, findet man aber auch Bilder mit Erleger und Beute, sehr stilvoll, sauber und ordentlich. Aber reißen ein paar gute Bilder die achtlosen Bilder wieder heraus?
Nein, es ist eher so, dass ein schlechtes Bild 1000 tolle Bilder alt aussehen lässt. Genau wie ein Fehlverhalten eines Jägers der gesamten Jägerschaft schadet.
Wie können wir Jäger uns den Respekt verdienen, wenn wir auf der einen Seite zwar allerlei für Tiere, Tierschutz, Tierrecht und die Gesellschaft aufbringen, auf der anderen Seite aber mit abgeschnittenen Köpfen, zerschossenem Niederwild und blutverschmierten Wildschweinen die Welt „erfreuen“?
Es scheint, wir kämpfen bei tendenziöser Berichterstattung und faktenloser Beschimpfung durch Tierrechtler gegen Windmühlen. Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass zwar die Natur die Jagd nicht braucht, wir als Menschen aber schon. Denn sie ist ja eine andere Form der landwirtschaftlichen Nutzung. Die Jagd ist Hege und Pflege gleichermaßen und man unterstellt uns „sinnloses Abknallen“ von Kreaturen deren Vermehrung wir selbst gefördert hätten, indem wir Sozialstrukturen zerstört haben.
Da können wir noch so viel versuchen dagegen an zu reden, wenn unsere Bilder und gelebtes Jägerlatein eine deutliche, andere Sprache vermitteln. Beschmutzes Ehrenschild?
Wenn wir angesprochen werden, müssen wir in der Lage sein vernüftige Argumente zu bringen, die der Laie verstehen kann. Immer mit der gleichen Leier wie bspw. „Der Fuchs verbreitet zu viele Krankheiten“ klingt einfach, aber eben nicht mehr glaubhaft. Dagegen sollten wir versuchen mal in wenigen Worten zu erklären, welchen Zeck eine ausgewogene Prädatorenbekämpfung hat. Wir sollten einladen unser Wissen zu teilen.
Zu den relevanten Dingen einer Jägerprüfung gehört heute nicht mehr die Weidmannssprache, aber vielleicht müssen wir mal lernen weidmännisch zu sprechen. Was wir von uns geben ist das, was der Jägerschaft schneller schaden kann als ein unqualifizierter Satz von fanatischen Petajüngern. Darüber sollte man sich beim Betrachten seiner Strecke einmal Gedanken machen.
Zweifellos wird das dazu führen, dass sich Jäger wieder mehr verschließen und gar nichts sagen. Die Reaktion wird nicht lange auf sich warten lassen und polemische Berichte werden in Zeitungen geschrieben, Fernsehberichte von „mordlustigen“ Jägern verdummen die Welt.
Das ist nicht richtig, das sind wir nicht!
Aber warum werden wir nicht so dargestellt wie wir sind, wer wir sind, und was wir z.B. für die Gesellschaft tun?
Drum denk’ bei Deinem täglich Brot
Ob auch Dein Wild nicht leidet Noth
Weil es kaum einer weiß, und sich der blutrünstige Jäger viel gewinnbringender verkauft als gute Taten.
Die Oma kommt nicht in die Zeitung, wenn ihr jemand über die Strasse geholfen hat.
Aber sie kommt zweimal in die Zeitung, wenn sie dabei ums Leben kam!!
Im Frühjahr 2014 wurden allein im Kreis Lippe über die Kreisjägerschaft mehr als 10.000 Wildwarnreflektoren ausgegeben, damit diese Wildunfälle vermeiden sollen.
- Diese Reflektoren wurden aus Jägerhänden bezahlt.
- Jeder Reflektor kostet 3,78€, macht mehr als 38.000€ für eine Strecke von ca. 300km.
- Zusätzlich kommen noch Gebühren für die Genehmigungen bei den Strassenbaulastträgern im Kreis.
Man kann die Stunden nicht zählen, die die Organisation in der Kreisjägerschaft Lippe aufgebracht hat, um so eine Aktion zu koordinieren. Man kann die Gefahren nicht beschreiben, die Jäger in Warnwesten (hoffentlich) auf sich genommen haben, um im Straßenverkehr an den Begrenzungspfählen die Reflektoren anzubringen.
Zumindest ist das so, wenn man den Berichten aus der Zeitung Glauben schenkt. Mit Foto hatte der Artikel aus Dezember 2013 etwa die Fläche einer Zigarettenschachtel.
Wenn Sie als Autofahrer also durch Lippe cruisen und nachts die blauen Lichtlein blitzen, denken Sie daran, dass hier Jäger Geld aufgebracht haben, damit das Wild nicht vor IHR Auto läuft. Es geht dabei auch um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer, ganz zu schweigen davon, dass Ihr Auto eher heile bleibt.
Das Gegenstück nenne ich auch, im Sommer 2014 stand in der Zeitung, dass einem 9 jährigen Mädchen, welches des Abends durch einen Stadtwald mit dem Fahrrad fuhr, ein Reh quasi vor der Nase erschossen worden sein soll. Die ganze Story ausgemalt und mit Befragung des zuständigen Försters nahm gut eine halbe Zeitungsseite ein, mit großflächigem Bild, größer als eine Zigarettenschachtel.
Den zuständigen Jägern im Revier konnte später übrigens NICHTS nachgewiesen werden. Es konnte auch bei einem Ortstermin mit Polizei, Kreisjagdberater und unterer Jagdbehörde nichts gefunden werden, das auf ein Erlegen eines Rehs hingewiesen hätte - komisch... nicht wahr?
Aber bedeutender, der letzte Teil hat nicht in der Zeitung gestanden - wen wundert es?
Da ist es doch verständlich, dass keine „Sau“ mehr von guten Jägern reden will. Egal - es wird reißerisch in den Raum geworfen, füllt wohlmöglich das "Sommerloch", und das zieht! Hinterfragt man allerdings wer Träger dieser Tageszeitung ist und wer im Grunde diese Stimmungsmache bezahlt, so bin ich doch sehr überrascht - wollten die nicht immer "die Guten" sein?
Überwiegend sind Jäger aber höchst defensiv eingestellt. Muss ja auch, wir nutzen ja Waffen. Aber ist das ein Grund, dass man unser "Ehrenschild" beschmutzen darf?
Den Schöpfer im Geschöpfe ehrt!
Nun, Weidgerechtigkeit ist auch eine Sammlung von ungeschriebenen Gesetzen. Eine Art Rahmen für die Jagd. Und unser Brauchtum soll den gesellschaftlichen Part in einem Rahmen halten.
Da frage ich mich, wird es evtl. Zeit für neues Brauchtum?
Eines, das mal sagt wie wir uns gegenüber neuen Medien benehmen sollen? Wie wir unser Handwerk beschreiben und wie wir uns generell der Öffentlichkeit präsentieren sollen? Vielleicht das alles auch in einer modernen, aufgepeppten Version, die der Zeitgeist verstehen mag?
Vielleicht ist es auch mal Zeit die Öffentlichkeit aktiv - also ausgehend von Jägern – ungefragt , über das jagdliche Tun zu informieren? Nabu, BUND und erst Recht die Peta hat doch auch keiner gefragt. Die sprechen über ihre Taten und verkaufen vieles davon als Erfolg. Nur wenn denen mal ein Fehler unterläuft, dann versickert es schnell im Sand und frisches Gras wächst prächtig darüber weil es von einigen Medien gekalkt und gedüngt wird.
Wie kann man dies erreichen?
Vorschläge von mir:
- geht mit den Waldschulen auf den Markt. Dahin wo andere Wurst, Käse, Obst und Gemüse kaufen - einfach so
- bringt "sture Esel" dazu mit anderen Menschen zu sprechen und sich zu engagieren. Leute, die sich brummelnd hinsetzen und sagen "Bringt sowie so nix", denen ist ihre und unsere Zukunft jetzt schon egal
- Sprecht auch über die Taten der anderen und diskutiert offen darüber z.B. :
Was ist mit Basel? Warum klärt da keiner auf? Was ist mit den Niederlanden? Warum spricht keiner mehr über Oostvaardersplassen? Warum spricht niemand über Naturschutzgebiete und welche Naturschutzziele sie hatten ~ die dann komplett fehl schlugen?!
Wußten Sie, dass z.B. in einem Norddeutschen Moor ein hochheiliges Naturschutzgebiet entstand um das dort reichlich vorkommende Birkwild zu schützen? Das Birkwild starb dort nur wenige Jahre nach Errichtung des Gebietes unwiederbringlich aus. Man hatte leider vergessen, dass die kleine Felderwirtschaft die Nahrungsgrundlage für die Hühner gewesen ist. Aber was für ein Glück, jetzt haben sie dort Kraniche, das ist fast genauso gut, und dann kann man das alte Ziel mal in der Schublade vergessen.
Für eine Art wird eine andere geopfert.
Übrigens, in anderen Ländern geht das: siehe Österreich. Trotz des einen oder anderen Skandals, hat dort die Jägerschaft ein sauberes Ansehen, und Naturschutzziele werden mit oder sogar unter der Leitung, also von Jägern definiert.
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