09:30Uhr, 5°C - Nebel
Sichtweite über Land teilweise <50m
Am Entenkrug kommt die Sonne langsam heraus ~ eine wunderschöne, herbstliche Morgenstimmung.
Ok, Fakten:
Wir erfahren, dass die heutige Forstwirtschaft auf einer vor 300 Jahren begründeten Nachhaltigkeitsforderung begründet ist. Es darf nur soviel entommen werden wie auch nachwächst. Im übertragenen Sinne gilt dies nicht nur für das Holz, sondern auch für die im und am Wald lebenden Tiere. ( Kleine Anmerkung, soviel Zeit muss sein, das gilt natürlich auch für die Fischerei)
Wir sind auf einer Exkursion im Naturschutzgebiet Noderteich. Seit den 90er Jahren findet dort nur noch eine extensive Landwirtschaft mit Blick auf den Natur und Artenschutz statt. Die Erfolge sind eine hohe Artenvielfalt, sowohl bei den Pflanzen, als auch in der Tier und Insektenwelt. Es wird vom Wachtelkönig (auch Wiesenknarrer genannet) berichtet, dem Uhu, der wieder heimisch in unserer Region geworden ist und anderen selten gewordenen Tieren. Ein Erfolg, der aber auch auf den Einsatz von Forst und Jagdwirtschaft zurück geht, denn auch diese Gebiete brauchen Pflege, wie uns im Verlauf des Tages an den alten Eichen im Beller Forst deutlich gemacht wird.
Nächster Halt : Die umgedrehete Wiese
Was wir sehen, sehen Sie rechts.
Die Wiese wurde zwei Nächte zuvor von einer Rotte Wildschweine umgedreht. Ein Wildschaden für den Nutzungsberechtigten ( früher sagte man einfach "Bauer") . Dieser ist ausgleichspflichtig. Die Höhe des Schadens richtet sich nach Jahreszeit und Ausmaß. In schwerwiegenden Fällen muss die Wiese neu abgezogen und eingesäht werden.
Warum machen die das?
Wildschweine suchen auf/in der Wiese nach Mäusen, Insekten und anderen tierischen Eiweißlieferanten. Es liegt die Vermutung nahe, dass es sich hier diesmal um die Larven des Schneiders (Schnake, lat. Tipula) handeln könnte.
Anmerkung, ich bin erstaunt, der Mann (Förster und Jäger) kennt auch noch die lateinischen Namen der Insekten ~ RESPEKT! Das kenne ich nur von "irren Intensiev-Fliegenfischern" ... ich kenne seit heute 3! lat. Insektenbezeichnungen.
Aber, ich bin nicht untätig gewesen und habe in meinem Buch für Insekten mal nachgelesen, es handelt sich nach unseren Breiten wohl am ehesten um die Kohlschnake. Wir Lipper nennen sie dennoch einfach Schneider. Da können wa mit um.
Zurück zur Exkursion... die Larven der Tipula - Verzeihung - des Schneiders sind gerne in Wiesen und ernähren sich unter anderem von Fallaub und den Wurzeln der Gräser, Sie werden recht groß, 300-500 mg oder wie uns beschrieben wird, sind die Larven 3 bis 5cm lang und vergleichbar mit Regenwürmern.
Diese und andere Insekten werden also vom "Altweltschnitzel" gesucht und in Nahrung umgewandelt. Das Wildschwein hat einen ausgesprochen guten Hörsinn und ebenso Geruchssin. Die "Steckdose" vorne ist die Nase (hey... es gibt Leute die das vielleicht nicht wissen) - sie ist als Rüssel ausgebildet und hat in der Fläche an dern Nasenöffungen einen überaus gut ausgeprägten Tastsinn. Damit durchschnüffeln und tasten sie den Boden nach freßbarem.
Anmerkung: Wie wir ja am Donnerstag schon gehört haben, sind Mensch und Schwein sich vom Aufbau des Körpers ungemein ähnlich. ...Was könnten oder würden wir wohl mit so einer Nase alles anfangen ??? ;-) ... ich schweife ab. sorry
Roter Hartriegel Haselnußstrauch
Na? Wer hats noch gewußt?
Die Nuß kenn ich - doch mit diesen Sträuchern ist das so ne Sache, viele Jahre glaubte ich, die hätten gar keinen Namen ... o.k. ich sollte sie einfach mal lernen.
Mein Buch über Bäume und Sträucher kennt den Hartriegel jedefalls auch nicht.
Auf jeden Fall... beachten wir die jungen und besonders roten Äste, Namensgebend sind aber die Blätter die im Herbst rot werden.
Gezeigt wurden uns hierzu noch Weißdorn und Schwarzdorn (Schlehe) deren Früchte für das Wild wichtig sind. Im Frühjahr blühen sie beide weiß und wunderschön.
Unterscheiden läßt sich sich, abgesehen von der Farbe der Früchte (rot Weißdorn, schwarz, Schlehe) dass der Schwarzdorn im Frühling zuerst blüht und danach seine Blätter austreiben. Umgekehrt ist es beim Weißdorn.
Aber...
am besten geht das wenn Dir einer zeigt welche das sind und wie sie heißen. Ein Kompliment an unseren Herrn Harmel, der es versteht hier und da seine Ausführungen durch die eine oder andere Aneckdote zu untermauern.
Z.B. Wenn Sein Hund Witterung aufnimmt, dann lächelt er - und erzählt das es eines der schönsten Momente ist, wenn Jäger und Hund ein Team werden!
Im nächsten Moment sind 15 Sauen tot - und dem einen oder anderen von uns wird wieder bewußt, wir sind hier im Vorbereitungslehrgang auf die Jägerprüfung und wir werden Jäger.
Hier rechts im Bild der Weißdorn mit seinen Früchten.Übrigens ein Rosenartiges Gewächs, wie auch die Hundsrose alias Hagebutte und die Schlehe ... nicht zu vergessen die Him- und Brombeere die wir später besprechen.
Weißdorn-->
Hier ein Streifen einer Ausgleichsfläche.
Der Zaun schützt für Verbissschäden durch Rehe und anderes Schalenwild, sowie im Winter bei Schnee vor Hasen die es sich dann zu Aufgabe machen die aus dem Schnee hervorschauenden Knospen noch junger Pflanzen zu vertilgen. In Anlehnung diesers Schonungszaunes an dem Busch eine Leiter. Der Busch ist natürliche Deckung für Leiter, sowohl vor Wild als auch vor Spaziergängern.
Wir erfahren, dass so eine Zaun erhebliches Geld kostet und notwenig ist wenn man mit sehr jungen Pflanzen arbeitet. Entstehen soll hier eine "Busch/Hecke" mit verschiedenen Sträuchern und Bäumen, die Versteck und Nahrung für heimische Tiere liefert.
Diese Hecken werden im Beller Forst von Rehen und anderen Niederwildarten gut ange- nommen. Auch - und das ist etwas besonderes, vom Neuntöter, dem seltenen, etwa drosselgroßen Vogel, der gerne seine Nahrung an Dornen aufspießt.
Der Zaun bleibt bis die Pflanzen groß genug sind, was in diesem Fall etwa 7 Jahre sind. Nicht auf dem Bild zu erkennen ist ein weiterer Verbissschutz, der aus einem biologisch abbaubaren Kunststoffe besteht und um bestimmte Jungpflanzen, hier der Elsbeere (wieder ein Rosengewächs), zum Schutze kommt. Gleichzeitig entsteht durch den Kunsttoffschutz eine Art Treibhaus und die Pflanze wird zum rascheren wachsen angeregt, liebt diese doch die Wärme. Aus der Elsbeere wird gern Most und auch Schnaps erzeugt, letzterer erreicht Preise um 800€ pro Liter ... das nur so am Rande.
Wir machen halt an der Staumauer des Norderteichs. Es wurde gehofft etwas mehr in Anblick zu bekommen, wie der Jäger spricht wenn er hofft Wild zu sehen. Aber die Gruppe scheint etwas zu groß um als unauffällig bei dem Flugwild durchzugehen.
Dafür erfahren wir was es hier alles zu sehen gäbe wenn... gut, wir verlassen den Ort und dringen ausnahmsweise in einen Bereich ein, der sonst besser nocht betreten werden sollte. Einen Hudewald, einen alten Wald in den man vor 200 Jahren noch Schweine zu mästen brachte. Heute wird er in Ruhe gelassen. Die alten Eichen sind leider und zum Glück teilweise abgestorben, denn die Buchen haben sie verdrängt. Dennoch erfüllt dieses Altholz noch für lange Zeit wichtige Funktionen.
So ein alter Baum beherbergt zunächst erstmal Insekten, nach dem er abgestorben ist. Diese werden von diversen Spechten und anderen Vöglen abgesucht. Der Specht kloppt irgendwann eine Bruthöle in den Baum. Die, sollte sie verlassen werden, später von anderen Tieren weiterverwendet wird. Insekten wie Hornissen und Wespen nehmen gern solche Plätze an, wie auch Waschbären zur Nachtzeit. Für diese findet sich dort manchmal auch Nahrung ebenso wie für Eichhörnchen, die nicht unbedingt immer reine Vegetarier sind. Fledermäuse können die Höhlen nutzen wenn durch Kot und Fäulinis die Decke der Höhle "eingestürzt" ist und sich der Eingang quasi eine Etage tiefer befindet.
Im Beller Forst gibt es fünf Spechtarten und bietet auch für seltene Insekten, darunter auch Leitarten ein Zuhause. Der Eremit ist ein Käfer und eben eine Leitart, der dort sicher nachgewiesen ist und wir hören, dass das wohl keine Selbstverständlichkeit ist und der Krabbler Zeuge für ein besonderes Stück Natur ist.
Erkennen kann man dies an der Losung der Larve dieses Käfers, sie lebt von dem langsam zerfallenden Baum. Die Käfer paaren sich an dem Baum und der männliche davon stößt einen Lockstoff aus um sein Weibchen anzulocken. Diesen Duft kann man zur Paarungzeit wahrnehmen und erinnert wohl an Juchtenleder. (Juchtenleder ist z.B. Rindsleder welches unter Verwendung von Birkenteer gegerbt wurde)
Wegen dieses Geruchs, nennt man den Käfer auch Juchtenkäfer.
Ein bischen Politik gehört auch dazu.
Sicher hat sich jeder von uns, der wirklich Jäger werden will, bereits gefragt, ob oder wie er mit der Jagd heute gesellschaftlich umgehen möchte und kann. Was wir heute gelernt haben ist auch zu sehen, das Natur lebt, es da keinen Stillstand gibt und sie sich verändert und wächst.
Anhand der alten Eichen-bestände kann man den Verfall und das neue Leben sehr gut beobachten. Was der eine eben noch schützen wollte führte aber auch dazu , das er es zwangsläufig zerstört hat. Solch alte Hude-Eichen sind auch eine Form der Kultur, eine Stück schützenswerte Natur. Wenn da in dem Wald nicht mal ein paar Buchen herausgenommen werden, wird dieses wunderbare Stück auch nicht so bleiben. Welche Auswirkungen die Folge vom Einsatz der Fallenjagd in anderen Regionen bringt läßt uns feststellen, dass das Jagd und auch Fallenjagd aktiver Natur und Artenschutz ist.
Was lernten wir danach?
Die Stileiche, liebt unsere etwas feuchtere Region und heißt deshalb Stileiche, weil die Eicheln, also die Frucht an einem Stil hängt. Traubeneichen dagegen halten ihre Eicheln in kleinen zusammenhängenden Trauben direkt am Ast.
Mein Buch, auch wenn es "Lücken" hat, sagt, es gibt noch andere Eichen... :)
Himbeere, man erkennt sie an weniger stachligen Ästen und vor allem an der hellgrauen Balttunterseite.
Die Brombeere ist sehr stachelig und deren Blattstiele sind oben rotbrauch und unten grün.
Brombeere und Himbeere
Diese beiden Beerenfrüchte (eigentlich sind es ja keine Beeren) sind für unser Schalenwild, Schwarzwild möglicher Weise ausgenommen, besonders wichtige Pflanzen im Winter. Denn sie behalten ihre Blätter und bieten dann eine verlässliche Nahrungsquelle für Rot-, Dam- und Rehwild. So lange aber die Stacheln zu hart sind werden sie als Nahrung nicht angenommmen. Erst durch den Frost werden die Stacheln weich.
Schneeball
Rechts sehen wir die Früchte des gewöhnlichen Schneeballs. Auch sie dienen wie die Früchte der Wildbirne dem Wild im Herbst als Nahrung. Der Mastzeit, die Zeit in der das Wild sich das für den Winter nötige Polster anfrißt. Volmastjahre bezeichnet der Förster die Jahre in der die Bäume und Sträucher besonders viele Früchte entwickeln.
Nur ein paar Meter weiter sehen wir die Kopf- oder auch Silberweide. Sie läßt sich besonders leicht vermehren. Einfach einen Weidenast an einer feuchten Stelle in die Erde stecken und warten. Sie treibt aus und dies besonders gerne an Gewässern.
Die gelben Blätter im Hintergrund des Bildes stammen von der Wildbirne, die Blattstile sind mindestens so lang wie das eigentlich Blatt.
Die Vogelkirsche oder auch Wildkirsche genannt ist heute die letzte Baumart die wir besprechen. Sie ist eine Pionierbaumart und findet wie z.B. die Eibe durch Vögel Verbreitung in der Natur. Die Früchte werden dabei samt Kerne gefressen und die Kerne werden mit etwas Verzögerung und oft an einem anderen Ort wieder ausgeschieden.