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    Einer für alle Fälle ? Auf dem Weg zum Jagdteckel und was das andere Ende der Leine lernen muss
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    Liebe zum Sumpf

    Meine ersten Schritte als Jäger im Sumpfrevier
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Wenn ich jetzt erst über die Erlebnisse der letzten Monate schreibe, dann liegt es daran, dass ich wegen Jagd (in verschiedenen Formen) einfach nicht dazu kam.

In den letzten Monaten nahm ich insgesamt an 7 Drückjagden teil. Verbrachte einige halbe Nächte bei Vollmond, wurde zum Jäger geschlagen und hatte mich um meine Ausrüstung zu kümmern. Dazu kam noch der ganze Ärger mit der nahenden Ökokatastrophe, der Novellierung des Jagdgesetztes NRW,dem ideologischem Gedankengut sonnenblumengrüner Klassenfeindbekämpfer. (Wobei ich ja glaube, dass das ganze Dummzeugs lediglich der Karriereleiter dienen soll als irgendeinen höhren Ziel - man merkt schon, es erregt meinen Unmut.)
 

Kurze Erklärung vorab:

Eine Drückjagd ist eine Gesellschaftsjagd. Das bedeutet nicht, dass hier in Partystimmung gejagd wird, sondern, dass mehr als 4 Personen gemeinsam jagen.
Dann gelten besondere gesetzliche Bestimmungen, z.B. das Tragen von Warnkleidung und ein Verbot seinen Stand vor einem abgesprochenen Zeitpunkt zu verlassen.
Früher – da gab es Gesellschaftsjagden in den Fürstenhäusern etc, die dienten zur Belustigung der Gäste und natürlich des Fürsten. Da gab es die Parforcejagd oder auch die Lappjagd, beide sind auf alten Bildern noch zu sehen aber längst Geschichte. Mit Jagd im heutigen Sinne hat das nichts zu tun.

Warum macht man das?
Nun, man will bestimmte Wildarten gemäß einem mit den Behörden abgesprochenen Abschussplan zu reduzieren. Das verhindert, dass es zu viel Wild auf einer bestimmten Fläche von einer bestimmten Art gibt. Zuviel Wild würde bedeuten, dass es leidet, sei es weil Krankheiten und Seuchen ausbrechen, oder einfach Stress hat.


In der Natur ohne Menschen und nicht Kulturlandschaften wäre das ein ganz natürlicher Prozess, der sich etwa alle 7 Jahre wiederholt. In Afrika bspw. gibt es Untersuchungen dazu, dann bricht dort der Tierbestand zu 75% etwa weg weil es nicht mehr genug Nahrung für die herrschende Art gibt. Anschliessend beginnt der Lebenskreislauf von neuem.
Ob das mit den 7 Jahren immer pünklich klappt ist aus meiner Sicht natürlich nicht gesagt, aber so als grobe Richtlinie passt das schon - erinnert übrigens ein bissel an die Bibel und die Geschichte um Moses...
Hier können wir das aber nicht einfach der Natur überlassen, zuviele Menschen rennen da durch und würde sich ggf. an den Krankheiten / Seuchen anstecken. Damit also ein Miteinander zwischen Menschen und Tieren funktionieren kann, gab es früher schon Jäger, die sich um gewisse Angelheiten zu kümmern hatten. Heute kratzen z.B. in NRW die Jäger das Wild von der Straße und entsorgen es.

Warum aber nun ein einem Tag, so viel wie möglich erlegt werden soll ist auch einfach zu erklären.
1) würde man als einzelne Jäger jeden Tag durch das Revier rennen und Störung verursachen, hätte das Wild ebenfalls Stress und würde dahin ziehen wo es mehr Ruhe findet. Und dann wird’s langsam eng in unseren Landen. Übrigens, auch Jogger, Spaziergänger, Fahrradfahrer und Geocacher u.v.m. vertreiben das Wild aus den Wäldern. Besonders wenn es Leute richtig spannend finden, auch noch Nachts durch den Wald zu rennen.
2) Es ist eine Frage der Zeit - es ist oft für wenige Jäger nicht möglich die z.T. hohen Abschusszahlen innherhalb der Jagdzeit zu erreichen, dann holt man sich eben Hilfe und ist so auch viel effektiver.

Bei einer Drückjagd wird das Wild i.d.R. nicht gehetzt. Es soll in ruhe seine Einstände verlassen und nach einer Zeit ruhig zurückkehren. Je langsamer das Wild an den Jäger vorbei zieht, desto sicherer kann geschossen werden. Sicherer nicht nur für andere Jäger und Treiber, sondern auch besser, das bedeutet mit einem geringstmöglichen Leiden verbunden.



Das erste Mal, also als Jagdscheininhaber, auf einer Drückjagd.
Das ist schon ein irres Gefühl, nicht beflügelnd und auch nicht beängstigend, aber mulmig und in Erwartung in relativ kurzer Zeit eine größere Menge Wild in Anblick zu bekommen.
Naja, während man also an seinem zugewiesenen Standort sitzt, gilt als aller erstes „Sicherheit herstellen“.
Man sollte sich mal orientieren wo der nächste Nachbar sitzt, Schussrichtungen und Anweisungen der Ansteller gedanklich durch gehen und vielleicht auch mal eine Anschlagübung machen.

Die mentale Vorbereitung bringt sehr viel, Schussschneisen suchen, Gefahrenpunkte checken - Bewegungsabläufe trainieren... das alles kann man in ein paar Minuten konzentriert durchgehen und führt zu sichererem Erfolg.


Und dann erst  - also wirklich erst danach lädt und sichert man sogleich wieder die Waffe.

Wenn man einen Plan hat und sich auf die Situation einrichtet. Dann ist vieles einfacher und vor allem verursacht das schon mal keine Probleme mehr. Wer meine früheren Ansitzberichte gelesen hat, wird sich sicherlich erinnern können, das am Anfang bei mir bei weitem nicht alles perfekt war. Aber je öfter man etwas tut, desto sicherer wird man. Allerdings birgt es auch die Gefahr nachlässig zu werden.

O.k. Was passiert dann?


Nix.    ja, wirklich ... ok. selten dann doch, aber erstmal ... nix.

 


Einfach warten, sich umschauen und den Tag genießen. Das kann aber schon mal hart werden.
Ich erinnere mich an eine Tag, da saß ich 5 Std im Hochwald bei 2°C Ostwind auf einem Dreibein. Alles was ich sah war ein Fuchs den ich auch noch (mal wieder) vorbei schoss. Aber es war so derartig kalt, dass mir jeder Schluck aus meiner Teekanne wie ein Raketentreibstoff vorkam um noch weitere 10min durchzuhalten.
Ein anderes Mal war ich wieder Treiber und kämpfte mich wieder durch die Brombeerhölle von Fischbeck. Freunde lachen schon wenn ich das mit einer besonders demonstrativ intonierten Stimmlage von mir gebe und beide haben wir Recht – das ist etwas Besonderes und ein großer Spaß , wenn auch ein klein wenig anstrengend.
Das spannende daran ist, hier kannst Du wirklich auf Wild drauf treten…. Na gut, es war dieses Jahr gerade beim Frisör…. Aber sonst schon, glaube ich...

Und dann in der Nähe von Lüdge, Süüüüd-Lippe quasi, 5m vor mir geht ein geweihter Damhirsch hoch, hab ihn erst viel später gesehen, war noch mit Brombeeren und Schwarzdorn beschäftigt. Das kann ich nur jedem Jungjäger (und bitte nicht flasch verstehen, jedem älteren Jäger auch) empfehlen, öfter mal als Treiber zu gehen. Auf der einen Seite die unglaublichen Anstrengungen in Sukzessionsflächen voran zu kommen, auf der anderen Seite der Spaß den man erleben kann, wenn z.B. an einem Hang der Boden plötzlich fehlt und man am Ende wie ein Käfer auf dem Rücken in den Brombeeren liegt.

Nein, das auf dem Foto ist kein Grinsen, das war schon schmerzhaft, aber dem Fotograf war es wichtiger erst das Foto zu machen, dabei natürlich aus größter Freude heraus zu lachen und erst dann die Hand zur Hilfe zu reichen ... Meine Rache kam kurze Zeit später ... hatte nur keine Kamera zur Hand.

Dem geneigten Nachmacher sei aber beratend gesagt, die Kleidung, hat seinen Grund, besser Du bist voll gepanzert und schwitzt dafür nen bissel, als dass Du Dir die Freude gönnst am Abend die Stacheln aus dem Fleisch zu lutschen.


Wunderschön war die Drückjagd in der Lüneburger Heide, allerdings hatten sich alle etwas mehr verspochen, es gab leider keine Strecke. Der Tag hatte aber ein tolles Wetter und die Gegend dort ist einfach wie eine Märchenwelt mit Ausblick wie Hermann Löns sie nicht hätte schöner beschreiben können.
Das krasse Gegenteil dazu war für mich dann eine Drückjagd bei Sauwetter in Beinrode ( ein Dorf hinter den sieben Hügeln bei den sieben weiteren Hügeln), mein Stand war etwa 4m Hoch, eine Plattform ohne Sitzgelegenheit, ohne Möglichkeit die Waffen aubzulegen und ein Schussfeld von bis zu 200m, über 30 Rehe „flogen“ an mir vorbei, manche landeten auch ne Weile aber es war viel zu unsicher hier zu Schiessen. Hätte hätte Fahrradkette ... ich mich besser vorbereitet....

Im Sumpf gewann ich den Dumpfbackenplatz … aber den Namen musste er sich anders verdient haben, 3 Schuss-Schneisen, ein Hauptwechsel in 35m Abstand, Rehwildeinstand und ausgerechnet dieses Jahr kam mal keine Rotte Sauen vorbei. Dafür ein Fuchs den ich nicht beschoss weil ich es auf ein Stück Rehwild abgesehen hatte und es auch bekam. Mit einem sensationell sauberen Schuss, perfekt also, konnte ich ein Bockkitz strecken. Mal abgesehen davon dass es an so einer Jagd schon ein tolles Erlebnis ist dabei zu sein, ist es sicherlich eine beeindruckende Sache sich auch noch an der Strecke beteiligen zu können, ihr werdet sehen. Aber besonders gefreut habe ich michüber diesen Schuss der so sauber gelungen ist. Ein bissel Kritik gönne ich mir hier aber auch noch, wäre ich schnell genug gewesen, hätte ich die Ricke dazu auch noch bekommen… aber… der Preis des Jungjägers, er ist natürlich nicht schnell genug. Aber das kommt sicherlich mit der Zeit noch, kein Meister fällt vom Himmel.


Allen Jagden ist eines gemein, man erlebt in recht kurzer Zeit eine ganze Menge. Wenn man die Einheit von Hundeführer und Hunden bei der Jagd sieht, oder man feststellt wie man Spannung über mehrere Stunden aufrecht erhalten kann. Wenn man durch gefroren ist, flucht und schimpft und das alles plötzlich toll findet. Wenn man spürt wie sich der „Wald bewegt“ bevor die Treiber kommen, oder beim Schüsseltreiben, die Geschichten der „Altvorderen“ hört, ein bisschen Jägerlatein, Gesang und auch Witze, die vielleicht nicht jeder verstehen mag tragen zu einer unglaublichen Stimmung bei. So ein Tag beschert Lebensfreude für Wochen.
Wieviele Jäger habe ich wohl gesehen in diesem Herbst/Winter ? Ein paar Hundert? Wahrscheinlich.


Schon letztes Jahr schrieb ich, dass einige Dinge sich grundlegend geändert haben, z.B. das Thema Alkohol. Da wurde zwar über einen Fall gesprochen, dass einem Jäger, dem nachgewiesen wurde, dass er vor der Jagd Alkohol verzehrt hatte und ihm deshalb der Jagdschein entzogen wurde. Aber vor oder während der Jagd hat hier keiner getrunken, höchstens Tee oder Kaffee. Und das nehmen da alle schon fast unangenehm ernst.
Jagdscheinkontrollen auf den Drückjagden müssen grundsätzlich erfolgen. Nirgendwo habe ich bisher gesehen, dass so viele Menschen mit einer völligen Selbstverständlichkeit ihre Papiere unaufgefordert dem Jagdleiter gezeigt haben.


Sicherheit – auch hier, eine absolute Selbstverständlichkeit und … nicht das jemand glaubt, die sprechen sich untereinander nicht an, ich war einmal noch nicht orange gekleidet auf dem Weg zu m Jagdleiter und kam nicht am zweiten Jäger vorbei ohne mich zu erklären.
Ja, das ist sicher notwendig in der heutigen Zeit, jedem Außenstehenden diese Dinge immer und immer wieder zu erklären, darum schreibe ich es als erstes. Aber beeindruckt hat es mich auch.

Jetzt aber noch etwas, dass ich ganz toll finde, das ist die unglaubliche Freundlichkeit, die Offenheit und die Hilfsbereitschaft die ich auf jeder dieser Veranstaltungen erfahren durfte.
Ich muss sagen, am Anfang meiner Jägerausbildung behagte mir diese ganze Drückjagdsache noch nicht so sehr – nun aber muss ich sagen – Jäger will ich sein, unter Jägern will ich sein.
Am Ende kommt „Jagd vorbei“ du Halali … und wenn ich vor Jahren noch dachte „ was für ein Kult“ und mit dem Kopf schüttelte, so wird mir heute klar, das ist wichtig! Jedes gestreckte Tier benötigt seine Ehrung, die Treiber, die Schützen und der Jagdherr alle werden noch einmal bedacht. Ggf. Dinge die nicht gut gelaufen sind und anderes wird an der Strecke noch einmal vorgetragen. Wer hier Jäger ist und keinen Respekt dafür aufbringen kann, für den ist das Ganze dann auch nichts. Es geht dabei auch um Selbstkritik, Verantwortung und Achtung vor den Kreaturen, es ist Gemeinschaft und Zusammenhalt, es ist eben alles etwas mehr. Es ist gut so. Es ist wichtig. Vielmehr muss man dazu nicht sagen.
 


Nachtrag:
Ich lese gerade mal wieder Korrektur, (nicht dass ich alle gefunden habe - da frage ich später noch einmal eine liebe Freundin) , da erinnere ich mich an einen Spruch im Internet als ein Jagdgegner schrieb - alle jungen Jäger werden einer Gehirnwäsche unterzogen ...

... und deshlab muss ich gerade grinsen , wenn ich überlege wie schwer ich es den Jägern gemacht habe, wie sehr es mir wichtig war eine eigene, ernste Meinung von der ganzen Sache mit der Jagd zu bilden ... und auf der anderen Seite wie leicht es mir gemacht wurde ... also nix da mit Gehirnwäsche - offenes Wissen, jedem zugäglich.

Keine emotionsgepimten Bilder - keine Verschwörungstheorien - keine Parolen ! 

 

Statt dessen -> Weidmannsheil

... und das wünsche ich allen Lesern! 
 

 

 

K